Mittwoch, Oktober 18, 2006

Zwischenbericht von der Front

So, mittlerweile leb ich seit 1 1/2 Wochen hier in meinem neuen Apartment im 30. Stock (Fotos werden nachgereicht wenn die Putzfrau da war :D) und langsam aber sicher leb ich mich hier auch ein. Die ganzen Elektrogeräte sind verräumt, ich hab das Wohnzimmer einmal komplett umgestellt und mein Bett ist wieder als solches zu erkennen (und nicht als loser Bretterhaufen).
Eventmäßig ist die letzten Wochen irgendwie so garnichts abgegangen. Am Samstag war zwar der Trip zum Sommerpalast angesetzt aber der ist - für mich - ins Wasser gefallen weil ich mir am Freitag irgendwas unschönes eingefangen hab - und es war definitiv nicht vom Essen. Vielleicht wars irgend ne fiese Bazille die nur Leute über 1,80m anfällt, auf jeden Fall hat se mich das komplette Wochenende an mein Apartment gefesselt: Ich konnte mich nicht weiter als 10m vom Klo entfernen um den Sprint noch zu schaffen - Stichwort "Fächerförmig". Weitere Details erspar ich euch jetzt mal. In der Schule ziehen wir auch immer krasser an - gestern und heute haben wir einen Text gemacht bei dem 25 neue Vokabeln auf einmal drin waren, und ich häng mit meinen Flashcards immernoch ziemlich hinterher... Ich hab immernoch nicht so 100%ig raus wie ich die Gaudi am besten lernen soll...
Mittlerweile bin ich Mitglied im R&F Club - laut Management D-E-R In-Club schlechthin (wers glaubt...) aber in Endeffekt ist es das absolute Kasperltheater. Der Laden selber ist definitiv edel und für chinesische Verhältnisse sogar richtig stilvoll eingerichtet (wenn man von den nervigen blinkenden Lichterketten absieht), aber das Personal ist kein bißchen besser als die nervigen Strassenhändler im Silk Market. Man kommt sich irgendwie vor wie in einer Amerikanischen Dauerwerbesendung... Im Hintergrund läuft in Endlosschleifen ein Werbevideo durch, der "Manager" (der Kerl, der für die Mitgliederverwaltung zuständig ist, und das auch nur weil er 3 Wörter mehr Englisch spricht als die Sandy-wie-sandig-am-Strand-Hühner am Empfang) macht dir natürlich einen absoluten Sonderpreis (nein, keine 3600 Kuai sondern 3600 Yuan) und du sollst doch sofort und bitte gleich unterschreiben und die Kohle rüberwachsen lassen...
Vorteil von R&F im Gegensatz zu Balley's im Jian-Wai SOHO: Ich kann durch die Tiefgarage zum Studio, die Geräte sind besser und ich kann in den Pool ohne extra zu zahlen. Markus - einer der Schweden - ist total kirre darauf mich zum Spinning zu schleppen, wahrscheinlich auch nur damit er net der ist, der als erster vom Rad fällt. Wenn ich irgendwann mal sowas wie nen Tagesrhythmus hab werd ich mich da auf jeden Fall mal weiter umschauen, aber jetzt im Moment ist es schon schwer genug alles irgendwie unter einen Hut zu kriegen.
Ich hab heute nen kurzen Abstecher zum Tiananmen-Tor gemacht und da konnte ich dann endlich mal eine Theorie widerlegen. Es heißt dass dich die Chinesen (besonders die Touristen) in Ruhe lassen so lang du dich bewegst. FALSCH! Mir ist heute ca 100m eine Chinesin hinterher gelaufen und hat versucht mit mir zu reden bis ich gecheckt hab dass sie mich meint und ich die Ohrhöhrer rausgenommen hab. Sie hat sich dann als angehende Chinesischlehrerin vorgestellt und mir eine gute Stunde Löcher in den Bauch gefragt was für Bücher wir haben, wie es mir gefällt etc... Sie hat sogar angeboten mir Nachhilfe zu geben - wie auch immer das jetzt gemeint war ;D
Und scheinbar gibts direkt hinter dem Tiananmen-Tor (das große rote mit dem Mao-Portrait) ein Arbeitermuseum in dem eine Sprachschule integriert ist - das hat doch mal was!
Das ich dem Mädel in die Arme gelaufen bin hatte auch was gutes - wir haben fast nur chinesisch geredet und ich hab gleich mal erfahren dass die Verbotene Stadt 60 Kuai (6€) Eintritt kostet und man zwar nur bis halb 4 ein Ticket kaufen kann, aber dafür bis 5 drin bleiben kann - werd ich mir die nächsten Tage auf jeden Fall mal näher anschaun!
Abends war dann noch Business Seminar, heute ein Vortrag von dem (Mit-)gründer von Helios Partner, eine Consulting Agentur die sich auf Sportmarketing spezialisiert hat.
Leider konnte ich mir den Vortrag letzte Woche (Boston Consulting) nicht anhören (Handwerker in der Wohnung) aber das war bisher mit Abstand der beste. Er hat die Themen angesprochen die die anderen ausgelassen haben: Schwierigkeiten die entweder bei der Unternehmensgründung, mit den Kunden oder den Offiziellen von der Regierung auftreten können, plus einen kurzen Einblick ins Sponsorship/Marketingbusiness. Klang definitiv interessant und ich werd mich damit auf jeden Fall nochmal auseinandersetzen.
Danach gings noch mit Veit und Johanna in ein Xian-Restaurant in dem wir uns für € 8,50 ein ordentliches Abendessen gegönnt haben.

So sehr mir diese Vetternwirtschaft zuhause auch auf den Geist gegangen ist - mittlerweile machts mir sogar richtig Spass neue Leute kennen zu lernen und so ein kleines Netzwerk aus Beziehungen aufzubauen - angeblich das A und O hier. Es gibt zwar noch nicht viel her aber mit ein wenig Glück schaut vielleicht ein Praktikum in den USA raus. (Christie kennt da wen, der wen kennt, der nen ....)

So, die Laptop-Battarie wird langsam leer und ich bin hundemüde => 上床睡觉!

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